TA Focus 34/1 (2025)

News for the TA community/Meldungen für die TA-Community

Jonas Moosmüller1

1 Institute for Technology Assessment and Systems Analysis, Karlsruhe Institute of Technology, Karlsruhe, ­DE

© 2025 by the authors; licensee oekom. This Open Access article is licensed under a Creative Commons Attribution 4.0 International License (CC BY).

TATuP 34/1 (2025), S. 6–7

­KÜNSTLICHE ­INTELLIGENZ

Netzwerk gründet ­KI-Arbeits­gruppe

Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von (generativer) ­KI sind nicht länger nur Gegenstand der ­TA. Sie halten selbst zunehmend Einzug in die wissenschaftliche Praxis, wenn es darum geht, Arbeitsschritte zu beschleunigen oder gar zu automatisieren. Um den Umgang mit ­KI in Forschung und Beratung kritisch zu reflektieren, hat das Netzwerk Technikfolgenabschätzung (­NTA) die Arbeitsgruppe ‚Generative ­KI und ­TA‘ ins Leben gerufen. Bei einem virtuellen Kick-off im Januar 2025 haben sich die derzeit rund 20 ­AG-Mitglieder aus Österreich, der Schweiz und Deutschland auf mehrere Vorhaben verständigt. So wollen sie kurz- und mittelfristig auf Basis eines Wissens- und Erfahrungsaustausches und einer Analyse der verfügbaren Werkzeuge empfehlenswerte Anwendungsszenarien identifizieren. Langfristig sollen gemeinsame Perspektiven für konkrete Folgeaktivitäten erarbeitet werden, wie zum Beispiel die Entwicklung von Empfehlungen für den Einsatz von (generativer) ­KI in der ­TA. Die Arbeitsgruppe steht allen Interessierten offen. Ansprechpersonen sind Wenzel Mehnert (wenzel.mehnert@ait.ac.at) und Jutta Jahnel (jutta.jahnel@kit.edu).

www.openta.de

­SOCIAL ­­MEDIA

­TA ­eXit

Einrichtungen für Technikfolgenabschätzung aus dem deutschsprachigen Raum verlassen zunehmend den Kurznachrichtendienst ‚X‘. Rund um den Jahreswechsel haben sowohl das Institut für Technikfolgen-Abschätzung (­ITA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften als auch das Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (­ITAS) ihre Accounts stillgelegt. Auch das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (­TAB) und große ­NTA-Mitgliedseinrichtungen wie das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie oder Fraunhofer ­ISI sind nicht mehr auf der Plattform. Das ­ITA begründet seinen ‚eXit‘ mit einer „Veränderung in Richtung einseitiger politischer Meinungsbildung“ der Social Media Plattform. Die Institutionen sind nun (wie ­TATuP selbst) unter anderem auf LinkedIn und Bluesky, aber auch auf Mastodon aktiv. Auf letzterem berichten auch das niederländische Rathenau Institut und die schweizerische Stiftung für Technologiefolgen-Abschätzung über ihre Aktivitäten.

www.oeaw.ac.at/ita/

­AKTIONSTAG

Reallabore öffnen ihre ­Türen

In einer wachsenden Zahl von Reallaboren kommen Akteurinnen und Akteure aus Wissenschaft und Gesellschaft zusammen, um vor Ort einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten. Um diesem transdisziplinären und transformativen Forschungsansatz mehr Sichtbarkeit zu verschaffen, finden vom 30. Juni bis 7. Juli 2025 erstmals in Deutschland die ‚Tage der offenen Reallabore‘ statt. Die bundesweite Aktionswoche soll Interessierten Einblicke in die vielfältige Real­labor­arbeit vor Ort ermöglichen. Organisiert wird sie von der Gesellschaft für transdisziplinäre und partizipative Forschung (­GTPF) und dem Netzwerk Real­la­bo­re der Nachhaltigkeit (­NRN). Bis zum 15. April 2025 können sich Reallabore für die Aktionswoche anmelden.

www.reallabor-netzwerk.de

­­LEHRE

Neuer TA-Studiengang

Das Karlsruher Institut für Technologie (­KIT) erweitert sein Studienangebot im Bereich Technikfolgenabschätzung. Zum Wintersemester startet der neue Major ‚Technikfolgenabschätzung und Zukunftsgestaltung‘ im Rahmen des B. A.-Studiengangs ‚Liberal Arts and Sciences‘. Der Major vermittelt theoretische und philosophische Grundlagen der TA. In Praxisseminaren und Reallaboren erwerben die Studierenden zudem zentrale Kompetenzen, um technologische Innovationen in Bereichen wie Digitalisierung, Energie oder Mobilität umfassend zu bewerten und den daraus resultierenden gesellschaftlichen Wandel zu verstehen. Der Major kann mit einem von neun Nebenfächern (Minor) kombiniert werden – von Wissenschaftskommunikation über Zeitgeschichte und Medienkultur bis hin zu Europäischer Literatur.

www.liberalarts.kit.edu

Personalia

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[Bildquelle: Samuel van Leeuwen]

Anne-Floor de Kanter, Manon van Daal und Bertrand Burgers sind mit dem ‚Melanie Petersprijs 2024‘ des niederländischen Rathenau Instituts ausgezeichnet worden. Der Kunstdesigner und die beiden Bioethikerinnen erhielten die Auszeichnung für ‚Intimate Implant‘, eine Serie interaktiver Kunstobjekte, die zur Reflektion über regenerative Implantate anregen sollen. Die Jury des alle zwei Jahre vergebenen Preises würdigte den Beitrag des Projekts zur Diskussion über Technologien, die menschliche Fähigkeiten verbessern.

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Christoph Kreiterling hat zum 1. März 2025 die neu geschaffene Professur für Technikfolgenabschätzung und Nachhaltigkeit am Umwelt-Campus Birkenfeld, einem Außenstandort der Hochschule Trier, angetreten. Seine inhaltlichen Schwerpunkte liegen dort in den Bereichen Technikbewertung, Nachhaltigkeitskommunikation und Zukunftsgestaltung. Vor Antritt seiner Professur arbeitete der promovierte Wirtschaftsinformatiker im Innovation Hub der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) unter anderem im Bereich KI-Regulierung.

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Christian Ehler ist als Vorsitzender des Panel for the Future of Science and Technology (­STOA) des Europäischen Parlaments wiedergewählt worden. Zum Auftakt der neuen Legislaturperiode betonte der deutsche Europaabgeordnete die große Bedeutung von Foresight und wissenschaftlicher Politikberatung angesichts der aktuellen Umbrüche. Das ­STOA-Panel organisiert die unabhängige Beratung des Europäischen Parlaments zu neuen technologischen und wissenschaftlichen Entwicklungen.

 

Philipp Schroegel

Bildquelle: Tobias Schwerdt

5 Fragen an … Philipp Schrögel

Kommunikationswissenschaftler an der ­TU Chemnitz

Was verbindet Sie mit der ­Technikfolgenabschätzung?

­TA ist für mich eng mit Bürger:innenbeteiligung verbunden. Mein Einstieg waren die ‚Bürgerdialoge Zukunftsthemen‘ des ­BMBF von 2011 bis 2013, die ich mit umgesetzt habe. Und das in einer spannenden Zeit kurz nach den Stuttgart-21-Protesten und dem erneuten Atomausstieg nach Fukushima.

Sie forschen zu Partizipation in der Wissenschaft. Was können Forschende von Bürgerinnen und Bürgern lernen?

Neben dem Offensichtlichen – relevantes Alltags-, Erfahrungs- und Anwendungswissen – wird aus meiner Sicht noch zu wenig geschätzt, dass auch grundsätzliche Inspirationen und hilfreiche Irritationen entstehen können. Die Forschung sollte dabei neben formalisierten Partizipationsprozessen auch die vielen anderen Interaktionen ernster nehmen.

Welche Forschungsfrage aus dem Feld der ­TA interessiert Sie besonders?

Mich interessiert, wie sich Communities und Paradigmen entwickeln, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten sich zeigen, z. B. zwischen ­TA, Foresight, Open Innovation und Wissenschaftskommunikation. Interessant finde ich auch die Spannungen zwischen theoretischen Ansprüchen und forschungspraktischen Realitäten in den Feldern.

Ergebnisse aus der ­TA sollen idealer­weise gesellschaftliche Debatten voranbringen. Wie könnte sich die ­TA mehr Gehör verschaffen?

Es mag aus meinem Munde erwartbar klingen, aber ich sehe viel Potenzial in der Kollaboration mit anderen Forschungs- und Praxisfeldern wie der Wissenschaftskommunikation. Und ganz konkret eine proaktivere Kommunikation, die auf kurzfristige Bedürfnisse eingeht und dabei wissenschaftlichen, politischen und medialen Logiken gerecht ­wird.

Welcher Zukunftstechnologie schenken wir zu wenig Beachtung?

Ich denke zum einen an Phagentherapie als Antwort auf Antibiotikaresistenzen. Zum anderen an synthetische und simulierte Daten zum Training von ­KI-Modellen, die neben wirtschaftlichen und ethischen auch wissenschaftstheoretische Fragen aufwerfen. Da sehe ich viel ­TA-Bedarf!

 

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